Sonntag, 31. Januar 2016

Ich bin dann mal (halbwegs) raus




Spätestens ab Februar ist das Jahr für mich gelaufen
& Februar beginnt morgen
& jetzt läuft der Countdown &
ich spüre schon
wie es sein wird
wieder ohne Zähne

Ab Morgen wird Bier & Tabak aufs Minimum reduziert
(Ausnahmen sind Besuche & Rosenmontag)
& das Telefon & der Computer können mich mal
– ich habe dann ein Leben
das aus Überleben bestehen wird
& nur Jammern
ist für n Arsch

In vierzehn Tagen bin ich dann eh im KrankMachendenHaus
für ne Woche nur
aber für n Monat mit nem Schlauch in der Nase
durch den ich mich ernähren werde

& dann muss ich wieder Sprechen lernen
ohne Zähne ist das nicht so einfach

& wenn ich das geschafft habe,
kommt nach drei Monaten die nächste OP
& dann gehe ich an Krücken

& dann der Rest des Jahres
Warten
dass der Knochen aufgebaut wird
dann neue Implantate
& 2017 geht es wieder los

Aber dann bin ich wieder voll da & greife an & LEBE wieder

Ab jetzt sind da
viele Bücher, die ich lesen will
& massig Musik, die ich hören will
& mein Altopa-Fernsehsessel
aus dem ich mich selten entfernen werde
& ein reduziertes Leben
in dem ich wieder Kraft tanken werde
& natürlich meine über alles geliebte Frau & unser Hund

Vielleicht schreibe ich ja sogar wieder einen Roman
oder die Fortsetzung von „Ausgehöhlt“
würde sich im wahrsten Sinne des Wortes anbieten
Nur:
Auf Texte
wie diesen
habe ich eigentlich keinen Bock
& trotzdem
sind es die,
die mir momentan aus den Fingern kriechen
& deshalb
sollte ich nicht nur mein Maul, sondern auch meine Finger stillhalten
Wobei
- ganz raushalten kann ich mich eh nicht
& da ich dann nicht sprechen kann
werde ich es eben schreiben
oder so
& weiterhin all die Scheiße
in der Welt, in diesem Land & bei mir
kommentieren

Ihr werdet mich nicht los, ich werde bloß seltener erscheinen











Mittwoch, 27. Januar 2016

Warum ich mich nicht politisch in irgendeiner Gruppe engagieren will:





Das Herz schlägt links
& Blut ist rot

& ich will nicht nur
unsere Freiheitchen erhalten
sondern mehr Freiheit & Liebe & Negerküsse &
Champagner für alle
(auch wenn das nicht mein Gesöff ist)
& jedem sein Teil der Torte
Gutes Brot & gute Spiele
& jede Menge Leben
& Hoffnung
worauf auch immer
Tanzen
auch auf Gräbern
& Religioten auslachen
&
hoffentlich in meinem Leben noch mitbekommen
dass die Menschenfressermenschen
wieder weniger werden
& natürlich gibt es auch Schlechte auf der guten Seite
Arschlöcher werden wohl nie aussterben
aber vielleicht
werden sie irgendwann nicht mehr die Macht haben
sondern die
Träumer & Gaukler
& Hofnarren
(wie gerne wäre ich einer davon)
- die Welt wäre besser
& lustiger
Rock n Roll n Anarchie n Liebe n so!
Pusteblumen n Purzelbäume n Pogo n all das!

Es wird nie meine Revolution sein, wenn ich nicht tanzen & lachen & lieben kann! Dann verpisse ich mich lieber
& deshalb kämpfe ich lieber alleine an meinem Schreibtisch
träume weiter
&
schicke euch
meine Seifenblasen
als mein Manifest


Montag, 25. Januar 2016

Eigentlich gibt es nix Neues



Mir fällt nix ein.
Ich warte.
Und da ich schon immer äußerst ungeduldig war und bin, fällt das Warten mir schwer.
Noch drei Wochen.
Und dann heißt es ja, noch länger zu warten.
Eigentlich besteht dieses Jahr dann ja fast nur aus OPs und Warten.

Ein wunderschöner Sonnentag.
Mit einem Vorgeschmack auf den Frühling.
Und einem langen Spaziergang mit Frau und Hund und Schwiegermutter.
Schön, auch wenn ich momentan nicht so genießen kann, wie ich möchte.

Und die Bundesliga läuft (Doofmund macht Spaß, doch – ich gestehe mir mal dieses Urteil zu, auch wenn es schwer fällt…). Und bald greift ja auch der VfL Bochum wieder an.



Frau auf dem Sofa vor der Glotze.
Hund am Pennen im Schlafzimmer (neben dem Bett!).
Herrchen motivationslos am Compi.
Lucinda Williams Power aus der Anlage erreicht Herrchen nur teilweise.



Frauchen weinend in meinem Arm.
Sie macht sich Sorgen um die OPs.
Ich nicht.
Ich mache mir Sorgen, wie ich das zahn- und ess- und sprachlose Jahr überstehe.
„Wenn ich die OP nicht überstehe, dann ist es halt vorbei …“
Und natürlich fängt sie an, zu weinen.
Ich Arschloch.
Ich hätte schweigen sollen.



Frauchen will, dass ich aufhöre, zu rauchen.
Frauchen will, dass ich weniger Bier trinke.
Frauchen hat Recht.
Ich fange damit Anfang Februar an, werde am Dosenmontag einen Tag ne Ausnahme machen und danach vielleicht sogar straight auf Zigaretten und Bier verzichten.

Frauchen will noch ne Silberhochzeit mit mir erleben.
Göttin!
Das sind noch zwanzig Jahre!
Aber ich will ja auch noch weiter machen. Solange, wie es eben geht.

Und ich liebe Frauchen.
Und habe deshalb auch ne Verpflichtung.

Lemmy und Bowie wurden 72.
Keith und Leonard Cohen leben noch.
Vielleicht sollte ich mir einfach vornehmen, vor denen nicht abzutreten.



Der Hund will noch eine Nachtrunde.
Das ist Leben.
Und das ist gut.
Ich werde den Compi jetzt runterfahren und mir Schuhe anziehen.

Euch eine Gute Nacht!



Bevor ich vergesse, wofür ich kämpfe:



Die Zeiten sind haerter geworden
Rechtspopulismus und Faschismus
sind in
und
Frueher gab es mal
libertaere Zukunftsvisionen –
heute ist da nur noch Widerstand
wenn ueberhaupt

Ich kenne das alles seit langem
und habe mich oft genug
mit Stammtischfaschisten gestritten
und hasse es

Wir leben nicht im bestem System
aber
auch nicht im schlechtesten
und wenn selbst ich
Frau Merkel verteidige
muss die Scheisse
Voellig am Dampfen sein

Ich habe einen Traum
und der passt heutzutage
weniger als je zuvor

Trotzdem:
ANARCHIE